Psychische und physische Gesundheit
Mediziner hielten es lange Zeit für unwahrscheinlich, dass psychische Belastungen sich auf den Körper auswirken könnten. Körper und Geist wurden als getrennte Sphären betrachtet. Doch inzwischen zeigen immer mehr Studien, wie eng körperliche und psychische Gesundheit miteinander verwoben sind. Schon der Erfinder der modernen Psychologie, Sigmund Freud, ging davon aus, dass sich seelische Konflikte in physischen Beschwerden ausdrücken können.
Die Auswirkungen von Stress auf die Gesundheit
Hoher Druck am Arbeitsplatz, Konflikte in der Paarbeziehung, Lärm, Geldsorgen: alle diese Belastungen können sich negativ auf die Gesundheit und das Immunsystem auswirken, vor allem, wenn wir dem Stress über einen längeren Zeitraum hinweg ausgesetzt sind. Doch woher wissen wir, dass sich Stress negativ auf unsere Gesundheit auswirken kann? Laut einer US-Studie unter Pflegern von Alzheimerpatienten waren die Pflegekräfte deutlich häufiger krank als andere, weniger Stress ausgesetzten Berufsgruppen. Erstaunlicherweise vermehrten sich im Körper der Probanden auch die Immunzellen weniger stark als üblich. So können also besonders herausfordernde Tätigkeiten tatsächlich konkret unseren Gesundheitsstatus beeinflussen. Wer einer solchen Tätigkeit nachgeht, sollte deshalb in besonderem Maße auf Ausgleich wie regelmäßige sportliche Betätigung und ausreichende Erholungsphasen achten.
Wie wirkt sich Stress auf das Immunsystem aus?
Auf Stress reagiert der Körper mit der Ausschüttung von Adrenalin und Cortisol. Ein ganzer Hormoncocktail wird von der Nebennierenrinde ausgeschüttet. Als Folge steigen Blutdruck und Puls. Das Blut strömt in die Muskulatur der Extremitäten. Die Verdauung wird heruntergefahren. Die Schmerzempfindlichkeit sinkt. Wir sind bereit für Angriff oder Flucht – Reaktionen, die Jahrtausende lang adäquate Lösungen für eine Stresssituation boten. Ist die Bedrohung beseitigt, reagiert der Körper mit Entspannung. Dabei spielt der Hypothalamus im Zwischenhirn eine zentrale Rolle. Er weist die Nebennierenrinde an, die Produktion von Hormonen zu reduzieren. Als Abbauprodukt entstehem Endorphine (körpereigene Glückshormone). Das Belohnungszentrum im Gehirn wird aktiviert. In unserer modernen Zivilisation können Belastungen jedoch nur selten durch Kampf oder Flucht gelöst werden. Und die Entspannung lässt häufig auch zu lange auf sich warten, als dass die Stresshormone wieder abgebaut werden könnten. Durch lang anhaltenden Stress können sich ausgerechnet Nervenzellen im Hippocampus zurückbilden, der doch bei der Entspannung eine Rolle spielt. Hält die Stresssituation über einen längeren Zeitraum an, kann die erhöhte Stresshormonmenge im Blut das Herz-Kreislauf oder das Immunsystem beeinflussen. Mediziner raten deshalb dazu, den Stresskreislauf zu unterbrechen und Wege zur Entspannung zu finden.
Sport und das Immunsystem
Ebenso wie eine gesunde Ernährung ist auch Sport wichtig für ein gesundes Immunsystem. Beim Joggen werden beispielsweise Endorphine ausgeschüttet, die Glückshormone des Körpers. Verstärkt werden die positiven Auswirkungen von Bewegung, wenn diese im Freien stattfindet, denn nur hier kann der Körper das für das Immunsystem wichtige Vitamin D synthetisieren. Körperlich aktive Menschen sind wesentlich seltener krank als Menschen, die sich kaum bewegen. Möglichst mehr als eine Stunde am Tag Bewegung im Freien, bei Sport, Spiel und Spaß. Optimal sind darüber hinaus 30-45 Minuten Ausdauersport an den meisten Tagen der Woche. Dazu eignet sich Laufen, Wandern, Skilanglauf, Radfahren und vieles mehr.
Übertraining
Bei Übertraining können sich die eigentlich positiven Auswirkungen einer sportlichen Betätigung ins Gegenteil verkehren. Von Übertraining spricht man, wenn das Verhältnis von Belastung und Erholung nicht mehr ausgeglichen ist. Dies kann sowohl im Leistungssport, aber auch im überambitionierten Breitensport der Fall sein. Meist kommen im Falle einer überdurchschnittlichen Anfälligkeit durch zu hohe sportliche Belastung zum Übertraining noch Faktoren wie Schlafmangel, Mangelernährung und psychische Belastung hinzu.
Rauchen
Dass Rauchen nicht gesund ist, ist alles andere als eine Neuigkeit. Wissenschaftler haben darüber hinaus herausgefunden, dass oxidativer Stress, wie er durchs Rauchen verursacht wird, das Immunsystem beeinflussen kann. Im Blut von Rauchern finden sich weniger Antikörper als in dem von Nichtrauchern. Antikörper oder auch Immunglobuline sind Eiweißstoffe, die der Körper zur Abwehr von Erregern braucht.
Alkohol
Neben dem Rauchen hat auch übermäßiger Alkoholkonsum eine dämpfende Wirkung auf die Abwehrkräfte. Alkohol wirkt lähmend auf die so genannten Fresszellen (Makrophagen), die zur angeborenen Immunantwort gehören.
Diäten
Sie wollen ein paar überflüssige Pfunde loswerden? Für viele ist das sicher eine gute Idee, schließlich sind zwei Drittel der Männer und 53% der Frauen in Deutschland übergewichtig. Allerdings: Auch eine Radikaldiät kann Ihr Immunsystem beeinträchtigen. Deshalb sollten Sie lieber langfristig Ihre Ernährung umstellen, als schnelle Erfolge zu suchen. Das kann auch dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt entgegenwirken. Als langfristige Ernährungsumstellungen kommen beispielsweise das Intervallfasten oder die mehr oder weniger starke Reduktion von Kohlenhydraten aus weißem Zucker und Weißmehl in Frage.
Alter
Mit dem Menschen altert auch sein Immunsystem. Deshalb kann das Immunsystem im Alter beeinträchtigt sein. Auch Impfungen können im Alter teilweise weniger Wirkung entfalten. Im Knochenmark werden aus den Stammzellen die Vorstufen der meisten Immunzellen gebildet. In den späteren Lebensjahren verringert sich die Zahl der Vorläuferzellen, die sich in Abwehrzellen umwandeln. Und noch etwas ist interessant: Schon mit 25 Jahren bildet sich der Thymus zurück. Im Thymus werden die so genannten T-Zellen gebildet, ein wichtiger Teil der Immunabwehr.
Vor der Menstruation
Schon gewusst? Viele Frauen klagen vor der Periode über erkältungsähnliche Symptome wie Kreislaufbeschwerden, Gliederschmerzen oder Müdigkeit. Der Grund? Während der Menstruation werden entzündungsfördernde Hormone namens Prostaglandine ausgeschüttet. Diese Hormone werden unter anderem auch bei Infekten produziert, um dem Nervensystem das Signal „Schmerz“ zu melden.
Was kann man tun, um das Immunsystem zu unterstützen?
Ein starkes Immunsystem ist unser körpereigener Schutz vor Krankheitserregern. Doch was kann man im Alltag tun, um sein Immunsystem zu unterstützen? Die Wissenschaft ist sich hier einig:
Bewegung und eine ausgewogene Ernährung sind die wirksamsten Mittel für ein gesundes Immunsystem
Jeden Tag eine Stunde Sport oder zumindest ein Spaziergang an der frischen Luft sollten für jeden Erwachsenen zur Routine gehören. Und das auch während der Arbeitswoche. Nutzen Sie Ihre Mittagspause für einen kurzen Spaziergang. Oder fahren Sie mit dem Fahrrad zur Arbeit und integrieren Sie so Bewegung in den Alltag. Damit tun Sie nicht nur etwas für Ihr Immunsystem, sondern auch für die Umwelt.
Neben genug körperlicher Auslastung ist eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und ausreichend Ballaststoffen unterstützend für das Immunsystem.
Aber auch die Schleimhäute spielen bekanntlich eine wichtige Rolle bei der Immunabwehr. Deshalb sollte man gerade in der Erkältungszeit besonders viel trinken. Bestens geeignet sind zuckerfreie Getränke wie Mineralwasser oder ungesüßte Tees, denn der Zucker, der in Limonaden und Kaffeespezialitäten enthalten ist, beeinflusst die Darmflora. Regelmäßiges Händewaschen gehört nicht nur in der Erkältungszeit selbstverständlich dazu. Wem das noch nicht reicht, der kann mit morgendlichen Wechselduschen und regelmäßigen Saunabesuchen sein Immunsystem zusätzlich fit halten.
Quellen
*Vitamin D, Vitamin C, Selen, Zink und Kupfer tragen zur normalen Funktion des Immunsystems bei. **Nicht-verschreibungspflichtige Vitamin-D-Produkte in Apotheken. Insight Health; DatamedIQ, Stand: 10/2020.